Freitag, 7. Oktober 2011

Laos - Die Entdeckung der Langsamkeit

Alles was ich zuvor in Asien erlebt habe, waren pulsierende Märkte, lärmende Straßen durch knatternde Motorräder und unvorstellbar große Menschenmassen, die durch die Straßen und Gassen der Städte fluten. Nicht so in Laos, hier scheint die Zeit buchstäblich stillzustehen. An dieser Stelle darf ich nochmal aus meinem achso geliebten, aber mittlerweile doch schon sehr geschundenen, LonelyPlanet zitieren:

"Was einem sofort bei der Einreise auffällt, ist der langsame Lebensrhythmus. So berichtete der Holländer Peter, er sei in Berlin ernsthaft erkrankt, doch bereits eine Woche nach seiner Ankunft in Laos habe er sich schon viel stärker gefühlt. Nach einem Monat konnte er dann seine Medikamente absetzen. 'Dieser Ort hat etwas an sich', erzählte er, 'das meinen Herzschlag drosselt.' Er hat tatsächlich Recht, doch manchmal gewinnt bei Travellern trotzdem die westliche Hektik die Oberhand.
Besonders Bursreisen können sich in die Länge ziehen und sehr ungemütlich sein: man sitzt eingezwängt zwischen alten Menschen, die sich in Plastiktüten übergeben, und ist zu allem Überdruss von Käfigen mit gackernden Hühnern umringt. Wahrscheinlich wird das Fahrzeig eine Panne haben und man muss eine ganze Weile am Waldrand neben einem Schild sitzen, auf dem geschrieben steht: 'Tiger willkommen'; inzwischen wird die gebrochene Achse des Busses einfallsreich mit einem Seil zusammengebunden. In solchen Fällen sollte man einfach tief durchatmen, lächeln und fest daran glauben, dass man bestimmt irgendwann am Ziel ankommt...aber eben nach laotischer Zeit."

Ich kann nach 10 Tagen in Laos diesen Einschätzungen größtenteils zustimmen. Angekommen bin ich zwar noch mit dem Flugzeug von Hanoi nach Luang Prabang, da der Weg über Land mit dem Bus knapp 36h gedauert hätte. Daher habe ich mir den Luxus eines Fluges gegönnt, zumal ich auch schon durch diverse Erfahrungsberichte aus dem Internet abgeschreckt war. Luang Prabang hatte einen gewissen Charme, das Städchen ist nicht zu groß, lockt dennoch viele Touristen an und hat allerhand in der Umgebung zu bieten, von Naturschutzgebieten, über Höhlen und Tempeln bis hin zu den üblichen Wasserfällen in der Umgebung. Ich habe mir also kurzerhand einen Roller ausgeliehen und habe alles Sehenswerte abgeklappert.














Auf dem Weg von Luang Prabang zum nächsten Zielort Vang Vieng (der Hauptstadt des Tubens ^^) habe ich dann Bekanntschaft von der zuvor beschriebenen laotischen Gelassenheit machen dürfen. Abfahrt des Mini-Vans wäre um 09.00 gewesen, tatsächlich sind wir aber erst um 10.00 losgefahren. Soweit, so gut. 60 Minuten Verspätung bin ich mittlerweile schon aus Vietnam und Kambodscha gewohnt gewesen, keine große Sache. Was aber danach passierte, stellt alles bisher dagewesene in den Schatten. Laos ist generell ein sehr hügeliges Land, kein Wunder, denn im Norden des Landes befinden sich schon die Vorläufe des Himalayas. Dementsprechend sind die Strecken auch voller Serpentinen und Kurven. Da es in den Tagen vor und während meines Aufenthaltes häufig geregnet hatte, kam es jedoch immer wieder zu Erdrütschen, die dann die komplette Straße gesperrt und blockiert hatten. An einigen konnte der Van noch vorbeifahren, dann kamen wir aber an eine Stelle, an der es weder vorwärts noch rückwärts ging. Wir blieben also am Straßenrand stehen, gemeinsam mit vier anderen Leuten aus dem Van folgten wir dem weiteren Straßenverlauf bis zur 'Unfallstelle' (wir hatten ja eh nichts besseres zu tun). Da oben ging echt gar nix, mit vier Baggern haben die Jungs versucht den Matsch und die Erde wegzuräumen. Alles vergeblich. Als wir nachfragten, wie lange die ganze Geschichte denn noch dauern würde, wurde uns mit einem Lächeln und Schulterzucken geantwortet, dass wir damit rechnen sollen, die Nacht hier zu verbringen!!! Schonungslos ehrlich, aber dabei tief entspannt. Es blieben also zwei Möglichkeiten: entweder dem Rat folgen und im Mini-Van die Nacht verbringen, oder aber Sack und Pack schnappen, die Erdrutschstelle umlaufen und auf der anderen Seite jemanden fragen, ob er uns wieder zurück fahren würde. Schon eine Art Glücksspiel, aber in der Situation allemal besser, als weitere 14h in der Pampa festzusitzen. Und tatsächlich, wir hatten Glück. Ein Einheimischer hat uns auf der anderen Seite angesprochen und uns tatsächlich angeboten nach Vang Vieng zu fahren, auf der Ladefläche seines Pick-Ups. Nicht gerade komfortabel, aber wir würden immerhin ankommen. Und die Fahrt hat sich als genial herausgestellt, denn wir hätten von dieser tollen Landschaft aus einem Mini-Van niemals soviel mitbekommen, wie von der Ladefläche dieses kleinen Trucks :-)











In Vang Vieng angekommen verschwimmen meine Erinnerungen leider ein wenig ;-) Schuld daran ist das sog. 'Tubing'. Tubing bedeutet, dass man sich im Ort einen riesigen Reifen ausleiht, mit einem Tuk-Tuk den Fluss etwas hinaufgefahren wird und sich dort in den Reifen reinsetzt. Mit Hilfe der Strömung wird man dann wieder zurück in die Stadt getragen, unterwegs hält man an mehreren Bars, die zum Tanzen, Feiern, aber vor allem zum Trinken einladen....eine teuflische Kombination, die ich an den kommenden Tagen zu spüren bekam ;-)

Die Hauptstadt Vientiane war der letzte Punkt meines (leider viel zu kurz geratenen) Aufenthaltes in Laos. Eine hübsche, kleine Stadt mit schönen Promenaden am Fluss, aber für meinen Geschmack viel zu dreckig. Die Pflastersteine mit Rissen und Löchern übersehen und überall lag der Müll an den Straßenrändern herum, zudem viel Regen und schlechtes Wetter, so dass ich den Aufenthalt dort nicht wirklich genießen konnte. Außerdem hatte ich, mit der Trauminsel Koh Tao und deren sommerliche Temperaturen von 30° vor Augen, ohnehin keinen klaren Gedanken in puncto Kultur und Sightseeing mehr fassen können. Dennoch habe ich mich zusammengerissen und zumindest die Highlights der Stadt im fußläufigen Bereich und den Buddha-Park besucht.