Donnerstag, 4. August 2011

Kambodscha - Phnom Penh


Die Chronologie dieses Blogs ist an dieser Stelle etwas zerstört, aber ich muss diese Story jetzt schreiben, weil ich sie einfach so unglaublich lustig finde. Manche Thailänder oder  Kambodschaner denken wirklich, sie könnten Touris hier alles erzählen und jeden Blödsinn verkaufen.

Ich bin abends in der Hauptstadt angekommen, nachdem ich die 6-stündige Busfahrt aus Siem Reap überlebt hatte. Der Fahrer hatte wohl den schlechtesten Fahrstil aller Zeiten, dagegen war der Verkehr in Indien das reinste Paradies, denn da hab ich wenigstens vorne gesessen und konnte sehen, was auf der Straße passierte und warum gebremst wurde. Hier wurde ich einfach nur ahnungslos auf dem Sitz hin- und hergeschleudert.
Das Hotel war schnell gefunden und ich hatte Glück, dass ich ohne vorher gebucht zu haben das letzte Zimmer bekomme. Und die 8 $ (in Kambodscha wird alles in US-Dollar bezahlt, Wechselgeld bekommt man in der Landeswährung Riel; 1$=4000 Riel) pro Nacht sind definitiv gut investiert, denn das letzte Zimmer hat drei Betten und ein eigenes Bad mit warmen Wasser. Alles für mich ;-)

Am folgenden Tag mache ich mich gegen Mittag auf den Weg zum Sightseeing, ich fahre zum Wat Pnomh, einem Tempel auf dem höchsten Punkt der Stadt auf 27 (!) Metern. Ja richtig, 27 Meter. Kambodscha glänzt nicht wirklich mit seiner Bergvielfalt, das habe ich auch auf der Busfahrt gemerkt: ab und zu sieht man eine Hand voll Bäume und Sträucher, ansonsten nur Ebene, in der sich ein Reisfeld ans nächste reiht. Sehr monoton.
Als ich nach dem Tempelbesuch ans südliche Ende der Stadt fahren will, um mir das S-21-Museum (ähnlich einem Konzentrationslager) anzuschauen, komme ich mit dem Motorradfahrer ins Gespräch und tappe damit in seine Falle. Diese verlief ähnlich der „Edelsteinabzocke“. Er fragt mich vorher ich komme, wie lange ich in der Stadt bliebe und was ich noch alles vorhabe, wo ich nach Kambodscha hinreisen würde usw. Als ich ihm erzähle, dass ich aus Hamburg in Deutschland komme (ich gebe nie meine tatsächliche Herkunft an, wer weiß auf was für Ideen die Burschen hier sonst noch kommen) , erwähnt er im Nebensatz, dass seine Nichte Ende des Monats Hamburg besuchen würde. Während der Fahrt erzählt er mir von der Geschichte des Landes, den geschehenen Gräueltaten und das sich langsam alles wieder zum Besseren wendet. Bis dahin nichts Besonderes, solche Gespräche führt man hier mehrmals am Tag.
Als ich das Museum verlasse, wartet mein Motorradfahrer draußen auf mich (obwohl ich ihn nicht darum gebeten habe) und fragt mich, ob ich hungrig sei. Ich bejahe und frage, ob er in der Nähe ein Restaurant empfehlen kann, und schon geht’s los. Ehe ich mich versehe lande ich irgendeinem Privathaus, er sagt mir es sei das Haus seiner Schwester, deren Tochter bald nach Hamburg käme, und ob ich ihr nicht ein wenig von der Stadt und dem Land erzählen könnte. Da ich nicht unhöflich sein will, gehe ich mit. Innen angekommen werde ich seiner Schwester und seinem Bruder vorgestellt, dieser sollte jedoch schon früh den entscheidenden Fehler der Abzocke machen. Der Fahrer und ich bekommen ein sehr tolles Essen serviert (gegrillter Fisch mit asiatischem Gemüse und Reis), und danach rede ich ein paar Minuten mit dem Bruder des Fahrers, während wir auf seine Nichte warten. Nach ein paar Sätzen redet der Bruder plötzlich von seiner Tochter, die nach Deutschland gehen würde. MOMENT!!! Ich werde stutzig: Schwester des Fahrers = Mutter; Bruder des Fahrers = Vater ?!?!?! Wenn hier nicht ein paar Dinge gehörig falsch gelaufen sind in der Familienplanung, muss ich jetzt höllisch aufpassen. Aber ich lasse ihn zunächst einmal weiterreden, genieße die Show und harre der Dinge, die mich noch erwarten werden.

Er erzählt mir, dass er für ein Casino arbeitet. Aha. Das Casino ist im gesamten asiatischen Raum aktiv, sogar in Australien. Interessant. Es kommen jährlich mehrere Millionen Besucher in die Casinos, für die er arbeitet. Mach Sachen. Und er könne mir helfen mithilfe eines einfachen Tricks mehrere Tausend, Zigtausende, Millionen und Abermillionen von Euro in diesen Casinos zu verdienen. Er würde mir sogar 1000 $ Startkapital borgen, weil ich seiner Tochter (die immer noch nicht aufgetaucht ist) helfen wolle, wenn ich ihm ein paar Sicherheiten bieten könne. RING RING RING RING. Das waren nicht die Dollarzeichen, die da klingeln, sondern meine Spidey-Alarm-Sensoren.
Er führt mich von der Küche ins Wohnzimmer, wo auch zufällig schon ein Tisch mit Spielkarten und Chips bereit stehen. Das Spiel, was gespielt würde, sei eine Mischung aus Poker und Blackjack und würde ausschließlich in den VIP-Räumen gespielt, zu denen ich selbstverständlich Zugang durch ihn bekäme. Das muss mein Glückstag sein ;-) Es wird immer 1-gg-1 gespielt, jeder bekommt zwei Karten, wer näher an 21 Augen ist gewinnt, wer darüber ist, verliert. Als ich ihm sage, dies sei gleich mit Blackjack, bekomme ich zur Antwort, dass ich auch nachdem ich die Karten gesehen habe, Geld setzen könne, daher die Parallele zum Poker. Faszinierend. Der ultrageheime Trick, der natürlich nur als Geheimnis zwischen ihm und mir gedacht ist, besteht darin, dass er der Dealer sei und sich neben meinem Gegner positioniere und damit dessen Karten sehen könne. Er würde mir somit immer ein Zeichen geben können, wann es für mich besser sei hoch zu setzen. ÄÄÄÄhhhmmm, NO. Jetzt wird mir die ganze Story doch etwas zu bunt. Ich frage ihn, zunächst noch höflich, warum ausgerechnet ich diese Ehre bekomme und nicht jemand aus seiner Familie, dem er vertraut. Keine Antwort. Ob er sich nicht in Gefahr bringe, wenn er das Casino bescheißt, für das er arbeitet. Er betrüge nicht. Und warum er noch nicht steinreich ist, wenn er doch diese absolut todsichere Methode ausgetüftelt hätte, mit der man zu 100% gewinnen würde. Wieder keine Antwort. Dann will er mir irgendwas mit Gewinnwahrscheinlichkeiten erzählen. Zum Glück habe ich auch schon das ein oder andere Mal Poker gespielt und mir im Fernsehen angesehen und weiß ungefähr wie die Wahrscheinlichkeiten sind, und die sind bei 4 Outs keine 99%!!! Aus Spaß frage ich noch mal nach seiner Tochter, ob sie mittlerweile da sei, oder bald käme. Als Antwort bekomme ich, dass sie im Krankenhaus einen Freund besuchen sei und erst am Abend zurückkäme. Mein Stichwort zu gehen. Ich gebe meinem ‚Gastgeber-Bruder-Vater’ zu verstehen, dass ich kein Interesse habe an seiner Betrüger-Tour teilzuhaben und dass er sich andere Idioten von der Straße suche könne (die Höflichkeit ist einer leichten Aggression gewichen). Zum Abschied bekomme ich noch gesagt, dass ich, da ich ja für eine Bank arbeiten wolle, genau das gleiche mache, wenn ich Zinsen für ein Darlehen verlangen würde. Die Diskussion ist mir eindeutig zu blöd, ich gebe der Mutter-Schwester noch eine gefälschte E-Mail-Adresse, bedanke mich für das (wirklich sehr gute) Essen und mache mich auf den Heimweg.

Kaum am Flussufer angekommen werde ich von einem Herren angesprochen, zunächst denke ich, er sei ein gewöhnlicher Tuk-Tuk-Fahrer und wolle mich irgendwo hin fahren. Er fragt mich, wo ich herkomme und ich antworte mit Hamburg. And guess what: auch er hat eine Nichte, die in Kürze Hamburg besuchen wird.....Die Welt ist ein Dorf :-)

Edelsteinabzocke

Hier ein kleiner Ausschnitt aus meinem LonelyPlanet-Reiseführer zum Thema 'Abzocke' in Thailand:

"Zahlreiche Thailänder sind so liebenswert und entspannt, das sich manche Besucher in falscher Sicherheit wiegen. So kann man zu einem Opfer für alle möglichen Gaunereien werden, das gilt besonders für Bangkok.
Der Auftakt ist immer ähnlich: man wird von einem freundlichen, gut gekleideten Thailänder oder Ausländer in ein Gespräch verwickelt und erfährt, dass die jeweilige Attraktion, die man gerade aufsuchen wollte, just an diesem Tag geschlossen ist, gereinigt wird o.Ä. Daraufhin schlägt einem der 'neue Freund' ein paar Alternativen vor, etwa den Besuch eines Tempels oder Markts. Sobald man Vertrauen gefasst hat, wird man zu einem Edelstein- oder Juwelierladen geführt, weil der neue Freund dort etwas abholen muss. Irgendwann merkt er an, dass er einen Bekannten im jeweiligen Herkunftsland des Touristen hat (was für ein Zufall!!), dem er regelmäßig Edelsteine verkauft. Nun wird der Gauner einen davon überzeugen, dass man selbst ein wenig Geld verdienen kann, wenn man ebenfalls ein paar Edelsteine ersteht und in der Heimat weiterverkauft. Dann gibt es in dem Juwelierladen auch noch ausgerechnet an diesem Tag ein tolles Sonderangebot - vielleicht ist zufällig Feiertag oder das Geschäft feiert zehnjähriges Bestehen oder man ist dem Besitzer schlichtweg irre sympathisch.
Diese Form der Abzocke kommt in den unterschiedlichsten Variationen vor, aber zuletzt endet sie immer damit, dass Touristen kleine Edelsteine von minderer Qualität kaufen und nach Hause schicken lassen. Später stellt man fest, dass man viel mehr für die Ware gezahlt hat, als sie wert ist (vielleicht ein Zehntel bis zu einem Fünftel)"

Ich schreibe das hier aus zwei Gründen: zum einen habe ich in Thailand Leute getroffen, die auf diese Masche hereingefallen sind und für mehrere Hundert Euro 'Diamanten' gekauft haben. Zum anderen ist mir eine ähnliche Story in Kambodscha passiert (s. nächster Post) :-)

Montag, 1. August 2011

Thailand - Bangkok und Chiang Mai

Die Orte, die ich bisher in Thailand besucht habe, glänzten leider wirklich nicht mit einer tollen Internet-Geschwindigkeit. Daher habe ich mit diesem und dem nächsten Post etwas warten müssen.
Die Ankunft in Bangkok bei strömendem Regen hätte ich mir wettertechnisch sicher etwas angenehmer vorgestellt, aber ein Blick auf den modernen SkyTrain, mit dem ich vom Flughafen in die Innenstadt gefahren bin, und die endlosen Leuchtreklamen und Schilder im Zentrum haben mich doch wieder ein wenig 'Stadtluft' schnuppern lassen. Und endlich waren keine schnauzbärtigen Inder mehr auf dem Flughafen oder scheißende Rinder auf den Straßen zu sehen, im Vergleich zu den etwas derben Zuständen von Delhi und Rajasthan das reinste Paradies :-)
Nachdem ich also klitschnass in meinem Hostel eingecheckt habe, wurden erstmal alle Klamotten in dem 8-Bett-Zimmer zum Trocknen verteilt. Für die erste Nacht hatte ich den Raum noch für mich alleine, am nächsten Morgen jedoch kamen schon zwei Engländer hinzu, die den Nachtzug aus ChiangMai nach Bangkok nahmen. Die beiden haben mich dann durch ihre Erzählungen von der kleinen Stadt im Norden und den unzähligen Freizeitmöglichkeiten auf den Trichter gebracht, auch die Stadt besuchen zu gehen.
Zuvor ging es noch auf den Chatuchak-Markt im Norden Bangkoks, der nur an Wochenenden geöffnet hat und ein riesiges Areal von locker 2000 Ständen umfasst. Hier ist wirklich alles zu finden, von den üblichen T-Shirt- und Kleiderständen, über alle möglichen Fressstände bis hin zu lebenden Tieren. (Fotos folgen...)
Nach drei Tagen in Bangkok bin ich dann also auch mit dem Nachtzug nach ChiangMai gefahren, klimatisiert, 2. Klasse. Hört sich nicht schlecht an, sollte man meinen. Aber weit gefehlt. Die Klimaanlage ist auf geschätzte 12° eingestellt, was sich bei 15 Stunden Fahrt in T-Shirt und kurzer Hose als nicht allzu angenehm erweist. Auch die Decken, die man uns zum Schlafen aushändigt, sind mehr als Handtücher zu verstehen und leisten auch kaum Abhilfe.
Naja, ein wenig Schlaf finde ich und komme morgens gg 09.00 total zerknittert in ChiangMai an. Da die Stadt im Norden liegt, ist es hier auch ein gutes Stück kühler. Nachdem ich im Hostel eingecheckt habe, buche ich im Reisebüro eine Wildwasser-Rafting-Tour und eine Downhill-Mountainbike-Tour für die kommenden beiden Tage.
Beide Touren sollten sich definitiv lohnen. 10 km Rafting mit ein paar sehr coolen Passagen und einem gekenterten Engländer. Die Mountainbike-Tour am kommenden Tag war noch ein gutes Stück besser: drei Stunden bergab durch matschiges Gelände und unebene Wege. Ich hab mehrere Male einen schönen Abgang über den Lenker gemacht (allerdings höchstens mit Haltungsabzügen in der B-Note) und hatte am Ende der Tour unzählige blaue Flecken auf Knieen und Schienbeinen. Aber geil war's :-)
Der Rückweg nach Bangkok erfolgte wieder mit dem Nachtzug, dieses Mal wollte ich aber schlauer sein und war mit Turnschuhen, Jeans, T-Shirt und Sweater bewaffnet. Trotzdem hab ich mir den Arsch abgefroren und kam ohne eine Stunde Schlaf in Bangkok an :-/
Dieses Mal hab ich mir für die nächsten drei Tage ein Hotelzimmer im Backpackerviertel nahe der Khao San Road genommen. Mit den Leuten, die ich in Chiang Mai und hier kennengelernt habe bleibe ich drei Tage in Bangkok, bevor jeder wieder seiner Wege geht. Mein nächstes Ziel lautet Sommer, Sonne, Strand in Phuket.