Sonntag, 4. September 2011

Kambodscha - Keep smiling

Eigentlich hatte ich für Kambodscha nur knapp zwei Wochen Aufenthalt eingeplant, daraus haben sich allerdings sehr schnell drei Wochen ergeben, von denen ich keine einzige missen möchte.
Nach einer sehr lange Anreise über Nacht mit Bus, Taxi und Motorrad bin ich schließlich in knapp 8h von Bangkok nach Siem Reap gekommen. Zum Glück hatte ich während der Reise Robert kennengelernt, einen 55-jährigen Amerikaner, der eine Freundin in Kambodscha hat, und mir sowohl beim Überqueren der Grenze helfen konnte, als auch später, indem wir uns ein Taxi in die Stadt geteilt haben.
Siem Reap hat als Stadt an sich nicht allzu viel zu bieten, hier lebt man eher vom Tourismus und den nahe liegenden Tempeln von Angkor Wat. Aber die haben's echt in sich. Am nächsten Tag machte ich mich gleich in der Früh auf den Weg zu den Tempeln um mir den Sonnenaufgang ansehen zu können. Ein absolutes Massenereignis, denn zeitgleich mit mir wurden zahllose Busladungen mit Japanern, Chinesen und anderen Europäern abgeladen, die das selbe Ziel hatten. Und die Asiaten haben natürlich alle Klischees schön erfüllt und erstmal ihre professionelle Fotoausrüstung aufgebaut und sich in allen möglichen, kitschige Posen vor den Tempeln geworfen.
Aber davon mal abgesehen waren die knapp acht Stunden Tempelbesichtigung der absolute Wahnsinn.












Ich war drei Tage lang auf Touren rund um Siem Reap und habe mir alle möglichen Tempel angesehen. Hier noch ein paar Bilder von der Stadt, wie schon gesagt: alles sehr auf die Touris zugeschnitten, aber durch die freundliche und herzliche Art der Menschen hier ein echte Freude.







Bis dahin wusste ich noch relativ wenig über die Geschichte des Landes, aber Robert und der LonelyPlanet erzählten sehr viel über die Vergangenheit. Und die hat's echt in sich. Bis vor knapp 20 Jahren haben die Khmer Rouge unter Pol Pots eine wahre Schreckensherrschaft hier aufgebaut. Geschätzt 2 Mio Menschen verloren zu der Zeit ihr Leben, meist weil sie als 'Regime-Gegner' eingestuft wurden. Dazu genügte es zuweilen schon eine andere Sprache zu sprechen. Ich wurde in der Hauptstadt Phnom Penh so richtig mit dieser Vergangenheit konfrontiert. Dort stehen noch sehr viele Mahnmäler, die an die Vergangenheit erinnern sollen. Dementsprechend werden sie auch nicht verändert, sondern sollen die ganze hässliche Fratze zeigen, die der Mensch zu leisten im Stande ist. Ich verzichte an dieser Stelle auf Fotos, sondern zähle nur kurz auf, was ich alles gesehen habe: angefangen von alten Mauern mit Einschusslöchern und Blutspritzern über ein altes Foltermuseum (ähnlich einem KZ aus der deutschen Vergangenheit) mit Bildern aller Gefangenen bis hin zu den 'Killing-Fields' außerhalb der Stadt. Der Name sagt schon alles, hier wurden Menschen auf brutalste Art und Weise ermordet, die Schädel von knapp 8000 Menschen werden heutzutage in einem hohen Turm zur Abschreckung ausgestellt. Kurz vor meinem Besuch in den Killing-Fields hat es stark geregnet und der Regen hat sogar noch ein paar Kleidungsstücke und Zähne zum Vorschein gebracht. Gerüchteweise sind erst knapp die Hälfte der Gräber ausgehoben worden und wie man sieht, kommen immer noch Knochenstücke und alte Kleidungsfetzen der Opfer zum Vorschein. Ein absolut schauderlicher Gedanke, wenn man bedenkt, dass es sich um einen eigentlich sehr schönen Park handelt, wäre da nicht dieses Grauen der Vergangenheit, das unter der Erde liegt....

Umso erstaunlicher war es für mich die Menschen hier zu beobachten und kennenzulernen. Obwohl alles vor knapp 20 Jahren passierte und die Erinnerung daher noch vergleichsweise 'frisch' ist, haben die Männer und Frauen hier nicht vergessen zu lachen. Ein unbeschreibliches Gefühl zu sehen, wie freundlich, höflich und zuvorkommend die Leute hier gegenüber Touristen sind. Außerdem unterstützen sich die Menschen, wo sie nur können. Hier herrscht noch mittelalterlicher Tauschhandel, Nahrung gegen Kleidung oder gegen Werkzeug. Geld spielt an sich innerhalb der Bevölkerung eine eher untergeordnete Rolle. Mal abgesehen von dem Idioten aus dem Eintrag zuvor, werden hier keine krummen Touren gedreht, sei es von Reisebüros, Hotels oder Taxifahrern (ich habe zumindest keine erlebt und auch von sonst keinem Reisenden etwas ähnliches gehört). Eine absolut bewundernswerte Mentalität.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen